Erfa-Kreis Baueinkauf: BIM in der Prozesskette Bau

13

Jun

2018

Am 10. April 2018 fand in Ratingen die 6. Sitzung des BWI-Bau-Erfahrungsaustausches Baueinkauf statt. Jede Sitzung steht unter einem Schwerpunktthema, das von den Teilnehmern jeweils selbst eingebracht wird. Aus den Diskussionen zu den Konsequenzen von BIM für den Baueinkauf bzw. für die Funktion des Baueinkäufers bei der 5. Sitzung entstand der Wunsch, sich den Einsatz […]

ebodenmueller 14:21

Am 10. April 2018 fand in Ratingen die 6. Sitzung des BWI-Bau-Erfahrungsaustausches Baueinkauf statt. Jede Sitzung steht unter einem Schwerpunktthema, das von den Teilnehmern jeweils selbst eingebracht wird. Aus den Diskussionen zu den Konsequenzen von BIM für den Baueinkauf bzw. für die Funktion des Baueinkäufers bei der 5. Sitzung entstand der Wunsch, sich den Einsatz von BIM einmal über die gesamte Kette der Bauvertragsabwicklung anzusehen, also vom auftraggeberseitigen Entwurf bis hin zum Betrieb des Bauwerks.

Als fachkompetente Ansprechpartner standen uns seitens der Formitas AG, Aachen, Herr Shahin Farahzadi (Architekt, Standortleiter der Formitas AG in Köln) und Herr Alexander Dellen (BIM-Manager) zur Verfügung.

Ein kleiner Auszug aus der Diskussion:

–    Die Abbildung konkreter Gebäude zunächst als sog. Digitale Zwillinge führt dazu, die Standardisierungspotentiale in der Bauausführung transparent zu machen. Für die Auftraggeber und Planer ergibt sich daraus aber auch der angenehme Effekt, dass sie regelrechte Kataloge von Bauteilen und Bauleistungen und damit eine höhere Vergleichbarkeit erhalten.

–    Wenn Bauunternehmen generell eine Mitbestimmung über die für die auszuführenden Projekte zu erstellenden BIM-Modelle erlangen wollen, um auch Kompetenzvorteile ausspielen zu können, müssen sie ganz vorne in den Projekten mitwirken. Damit ergibt sich jedoch erstens das Problem, dass sich BIM zunächst nur in den Vertragswerken zwischen Auftraggeber und Planer abspielt. Zweitens stellt sich die Frage, wieviel Spielraum bei einer modellbasierten Kalkulation noch übrigbleibt, wenn die Parameter nicht vom Bauunternehmen beeinflusst werden.

–    Vorteile liegen natürlich darin, dass aus der Ausschreibungssoftware die Leistungsverzeichnisse automatisch generiert werden, ebenso wie Bauteillisten für den Einkauf – Beispiel Türliste.

–    Ein weiterer zentraler Vorteil der BIM-Methode resultiert aus der dahinterliegenden Datenbank: Nicht nur können an dieser immer mehr (Teil-)Modelle angedockt werden, sondern in dieser Datenbank können auch benötigte Zertifikate, z. B. Brandschutz, Sicherheitsnachweise etc. vorgehalten werden.

–    Die Kommunikation über das gesamte Projekt hinweg gesehen ändert sich signifikant, da alle Parteien einen wesentlich transparenteren Zugriff auf die Daten im Modell haben.

–    Aus Sicht eines Generalunternehmers liefert BIM Ansatzpunkte zur Optimierung, insbesondere auch im Hinblick auf Sondervorschläge. Aber: Wer übernimmt bei Sondervorschlägen die Planungshaftung?

–    Generell entstehen im Zuge von BIM neue Berufsbilder / Aufgaben- und Tätigkeitsschwerpunkte, deren Integration in die Unternehmensstrukturen und -prozesse sich jedoch noch durchsetzen muss.

–    Naturgemäß verwalten die Baustoffhändler / Lieferanten einen enormen Anteil der in den Modellen verwendeten Daten. Was passiert also, wenn sich diese Parteien dominanter im gesamten Prozess aufstellen?

–    Wenn die Daten wiederum im Modell transparent fortgeschrieben werden, welche Auswirkungen hat dies dann auf das Nachtragsmanagement? Woraus könnte dann ein Claim-Management noch seine Margen ziehen?

–    Die aktuelle Marktsituation als Kombination von erhöhter Baunachfrage und massivem Ressourcenmangel (Fach- und Führungskräfte ebenso wie Baustoffe) erschwert insbesondere im Nachunternehmermanagement den Einkauf, da man froh ist, wenigstens noch einen NU zu bekommen, fast egal für welchen Preis, von Auswahl ganz zu schweigen.

–    Aber: Die Frage, warum sich der Einkauf überhaupt strategisch aufstellen sollte, wenn ihm der Markt eh keine Wahl lässt, wurde im Teilnehmerkreis einfach und pragmatisch beantwortet: Gerade in schwierigen Marktsituationen zahlt sich jede Investition in Einkaufsstrategien aus, denn z. B. der Aufbau von Nachunternehmerpools verhilft einem jetzt zu Nachunternehmern in Gewerken, die bei Unternehmen, die sich in früheren Jahren eher unkooperativ verhalten haben, keine Angebote mehr abgeben.

–    Ebenfalls ein Grund, die eigenen Prozesse und Denkstrukturen – nicht nur im Einkauf – zu hinterfragen, resultiert aus der Veränderung der Einstellungen und Arbeitswerte der nachfolgenden Generationen. In einem Arbeitnehmermarkt kommt einer Work-Life-Balance eine weitreichende Bedeutung zu.

–    Das Selbstverständnis des Einkäufers steht u. U. auch auf dem Prüfstand: Klinken putzen und Netzwerken zählten bisher nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen. Aber die Trends für den Baueinkauf sprechen ihre eigene Sprache:

1.    Wenn es im Moment nicht opportun ist, das Nachunternehmergeschäft zu professionalisieren, so fängt man eben bei den Materialien an – Abwarten ist keine Option.

2.    Wenn über der Markt eine Leistung nicht mehr gesichert werden kann, kann die Entscheidung „eigen oder fremd“ auch wieder für ein Insourcing ausfallen.

3.    Grundlegender partnerschaftlicher Umgang im Verhältnis zu den eigenen Marktpartnern stärkt die Eigenattribution als fairer Arbeitspartner.

4.    Der Grad der Vorfertigung wird weiter erhöht.

5.    Das Lieferkettenmanagement wird professionalisiert.

Da während dieser Sitzung auch immer mal wieder die Themen CSR/Compliance- und Wertemanagement sowie Datenschutz zur Sprache kamen, werden wir uns bei der 7. Sitzung im Herbst 2018 mit dem Lieferkettenmanagement befassen und darin die o. g. Themen einbinden.

Der Erfahrungsaustausch Baueinkauf ist prinzipiell offen; Interessenten können sich gerne bei uns registrieren lassen. Oder Sie abonnieren unseren Newsletter. Ihre Ansprechpartnerin im BWI-Bau: Dipl.-Kfm. Elvira Bodenmüller (e.bodenmueller@bwi-bau.de)

BIM: Konsequenzen für den Baueinkauf

28

Nov

2017

Am 23. November 2017 fand die 5. Sitzung des offenen Erfahrungsaustausches zum Baueinkauf statt. Wie bei allen BWI-Bau-Erfahrungsaustauschen üblich, bestimmen die Teilnehmer selbst über die Themen, die bei der nächsten Sitzung diskutiert werden sollten. So stand diesmal die Frage im Mittelpunkt, wie denn das Building Information Modeling -BIM- zukünftig die Aufgaben des Einkäufers bzw. die […]

ebodenmueller 17:04

Am 23. November 2017 fand die 5. Sitzung des offenen Erfahrungsaustausches zum Baueinkauf statt. Wie bei allen BWI-Bau-Erfahrungsaustauschen üblich, bestimmen die Teilnehmer selbst über die Themen, die bei der nächsten Sitzung diskutiert werden sollten. So stand diesmal die Frage im Mittelpunkt, wie denn das Building Information Modeling -BIM- zukünftig die Aufgaben des Einkäufers bzw. die Prozesse im Baueinkauf beeinflussen wird.

Da wir zu den gewünschten Themen immer einen kompetenten Ansprechpartner einladen, der in einem kurzen Statement quasi den Bogen über das Thema spannt und diskussionsfördernde Thesen formuliert, hatten wir auch diesmal einen Fachmann zu Gast: Sven Springweiler B.Eng., TGA-Ingenieur, Projektleiter und BIM-Manager bei der Ingenieurgruppe Freiburg GmbH, berichtete aus seiner Sicht über die Methode BIM und seine bisherigen Erfahrungen. Diese resultieren aus mittlerweile 7 Jahren Umgang mit den entsprechenden Programmen, d. h., er hat die Methode von Anfang an selbst trainiert und erforscht, noch bevor sie unter dem Namen BIM populär wurde.

Mit seinem Vortrag hat er es geschafft, das Thema BIM auf gänzlich neue, aber gleichwohl wesentlich praxisorientiertere Art in den Köpfen der Teilnehmer zu verankern, als man es heute z. T. von BIM-Veranstaltungen gewohnt ist: Zunächst hat er sie reduziert auf das, was sie elementar macht, nämlich die zentrische Bereitstellung von Informationen zur gemeinsamen Nutzung zur optimierten Gestaltung des Informationsflusses.

Wenn man dann diejenigen hinzunimmt, die den Informationsfluss bestimmen, so sind hier für den Einkauf hauptsächlich die Hersteller und Lieferanten sowie die Nachunternehmer zu nennen. Der isolierte Projekteinkauf wird zunehmend an Gewicht verlieren, weil die Macht der Hersteller – als Lieferanten von Daten – in diesem System viel größer wird und deshalb über Rahmenverträge und Absatzvolumen entsprechende Größerordnungen aufgebaut werden müssen, um überhaupt Verhandlungsmasse zu haben. Zweitens wird auch der Baueinkauf sich viel stärker strategisch aufstellen müssen, wenn er seine Potenziale auch zukünftig wirksam im Unternehmen wahrnehmen will.

Damit war auch schon das Thema für das 6. Treffen des Erfahrungsaustausches Baueinkauf gefunden, nämlich die Frage, welche Möglichkeiten dem Baueinkauf offenstehen, sich strategisch zu positionieren. Sobald der Termin, voraussichtlich April/Mai 2018 feststeht, wird die Veranstaltung öffentlich ausgeschrieben.

Jeder, der Einkaufsaufgaben in Bauunternehmen wahrnimmt, kann in diesen Kreis einsteigen. Unter der fachkundigen Moderation unseres strategischen Kooperationspartners zum Einkauf, Dr. Philipp Harter, Gründungs-Partner von PrexPartners, Düsseldorf, und von CISA, Dipl.-Kfm. Sascha Wiehager, ab 1. Januar 2018 Geschäftsführer des BWI-Bau, diskutieren Einkäufer, Geschäftsführer, Technische und Kaufmännische Leiter, Projekteinkäufer sowie generell alle Personen, die in Bauunternehmen Einkaufsaufgaben wahrnehmen oder strategisch optimieren sollen/müssen/wollen, zu Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen.

Sie wollen dabei sein? Sprechen Sie uns an: Dipl.-Kfm. Elvira Bodenmüller, Projektleitung Erfa Baueinkauf